Information kann Vertrauen schaffen, das ist mir als passagerer Stimmenhörer bewusst. Ich nutze jede Möglichkeit, das, was ich wahrgenommen habe, zu reproduzieren, um es so auf seine Wahrhaftigkeit hin zu überprüfen. Dabei ist mir bewusst, dass ich die Grenzen, die mir mein Gegenüber setzt, unbedingt zu respektieren habe. So war es als Arzt die Schweigepflicht, als Journalist das Recht meines Gegenübers auf vollständige Autorisierung meiner Nachricht über ihn und als Mutter das Recht meiner Kinder auf Geheimnisse, das zu übertreten sich auch nicht mit Liebe rechtfertigen lässt. So ist es nicht ungewohnt für mich Geheimnisse bewahren zu müssen, bis hin zum Ertragen von Stille – davon, draußen zu sein.
Wenn ich jetzt bei den Piraten für Livestreams mit Untertiteln kämpfe, ist mir bewusst, dass dieser Anspruch auf Inklusion auch mit dem Anspruch auf Datenschutz konkurriert. Es ist ein Höchstmaß an Sorgfalt nötig, um Daten zu schützen, ohne auszugrenzen und so Vertrauen und Miteinander zu verspielen. Nicht erst seit Facebook und Bloggerexhibitionismus wird mir das deutlich.
Was aber, wenn sich routinierte virale Filterglucken über Datenbestände stülpen und auf diesem Wege Kreatives von Anfang an leersaugen und ausbrennen wie Mütter, die Behinderung bei ihrem Nachwuchs wittern oder wie ein Anästhesist, der es aufgegeben hat, um das Leben des ihm Anvertrauten mit aller Konsequenz zu kämpfen, statt sich nur sympathisch und nett in eine scheinbar zwingende Struktur einzufügen? Wie viel wohlwollende Distanz braucht Privatheit, wie funktioniert Gemeinwesen?
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