Sonntag, 9. Juni 2013

Bei Schizophrenie kommt es zum Verschmelzen von Phantasie und Wirklichkeit, die den Träumer einsam machen kann. Um aus diesem Kreis auszubrechen, gibt es Psychopharmaka, die, wenn man den Zahlen des Statistischen Bundesamtes glaubt, das Leben um durchschnittlich 25 Jahre verkürzen. Ein erster Schritt darauf aufmerksam zu machen, ist der Gedenktag am 2. Oktober jedes Jahres: der Tag der Psychiatrietoten. Hier eine der Geschichten, die Psychiater gerne zur Verschreibung von Psychopharmaka veranlassen, statt zu sagen: “Sie sind kreativ und haben Phantasie. Machen Sie einen Job draus.”
Von Oktober bis Dezember 2008 hatte ich bei der SAX ein redaktionelles Praktikum gemacht und dazu auch das Kinoprogramm Wort für Wort nochmals Buchstabe für Buchstabe in die Hand genommen und ins Terminal eingegeben. Dabei verschwammen auch schon mal Wirklichkeit und Phantasie. So wurde ich am 29. Oktober 2008 durch SR1-Verkehrsmeldungen auf den Eppelborner Feuerwehrmann Steven Brill aufmerksam, der gerade tödlich verunglückt war, als ich die Vorführzeiten des Films "Ein Mann für alle Unfälle" des gleichnamigen Regisseurs ins Terminal einspeiste.
Jetzt findet sich in Eppelborn nur noch der Hinweis auf die Beerdigung des Kameraden Steven Brill am 5. November 2008, Frank Recktenwald, der Pressesprecher der FFW Eppelborn, konnte mir schon damals nichts Genaues zu den Todesumständen sagen. Die Zeit ist eben schnelllebig. Aber der Film ist immer noch zu sehen.

Als ich Vater damals davon erzählte, sagte er sofort: "Schreib´s auf." Vielleicht liest es sich ja.

Es tut mir leid, dass ich N. gestern Abend vor dem Einschlafen noch genervt hatte, weil plötzlich ein Abschleppwagen auftauchte, bevor sie aus meinem Blickfeld verschwand: “Legend” stand auch auf dem Wagen, wie auf dem, der unseren Citroen 2002 abgeschleppt hatte. Das letzte, was ich damals über das Autoradio vor dem Unfall gehört hatte, war übrigens “Wann kommt die Flut?”. Es war ein strahlend schöner Wintertag bei minus sechs Grad. Ich trug meine Lederhosen ohne Strumpfhosen, fror aber trotzdem nicht, als ich durch die Elbwiesen in der Sonne heimstapfte.

Wann genau ich 2002 Martin Witt das erste Mal begegnet bin, weiß ich nicht mehr, nur wo: Zu einem Vortrag im Hygienemuseum über Pheromone. Ich hatte ihn vor laufender Kamera gefragt, ob Pheromone die Hautdurchblutung verändern, zumal ihre Wahrnehmung auch mit der Schwellung des Gliedes verknüpft sein kann. Auslöser, war ein Doktorthema von Andreas Deußen, für das ich mich damals interessierte. Ich hatte gehofft, Martin betreut meine Recherche zum Einsatz von Pheromonen in der postoperativen Aufwachphase. Er hatte aber keine Lust, sondern verwies mich an Thomas Hummel, der eher Zitrusdüfte mochte.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen