Mittwoch, 24. Juli 2013
Ein kurzer Blick zurück: Boehringer testete das Malariapräparat 2516 an KZ-Häftlingen (30 starben) in Dachau, lieferte Agent Orange zur Entlaubung vietnamesischer Wälder an die Amerikaner und profiliert sich momentan unter anderem mit Risperdal Consta, das 2005 zum Modepräparat in der Zwangspsychiatrie wurde. Noch heute gelingt es kaum einem der damals so Behandelten das Präparat auszuschleichen. Der Druck der Industrie auf die Ärzte, den die Ärzte an ihre Patienten weitergeben, ist zu massiv. (Zur Größenordnung: Zwangspsychiatrie betrifft 200.000 Deutsche jährlich.) Dass sich die Lebenserwartung der Betroffenen dadurch um 25 Jahre verkürzt, scheint niemanden abgesehen von den Betroffenen selbst zu stören. Im Gegenteil: Mittlerweile gibt es sogar Bestrebungen, die aktive Sterbehilfe bei langfristigem Arzt-Patienten-Kontakt zu etablieren - nicht kommerziell, was Bahr als Fortschritt bewertet. Welche Präparate dafür infrage kommen und wie schnell der Tod eintreten darf? Wer dabei außerdem an mögliche Organspenden, die sich dadurch ergeben könnten, denkt, muss schon ziemlich abgebrüht sein. Jedenfalls wird es demnächst wahrscheinlich einfacher jemanden für tot zu erklären, wenn grad keine Zeit für ein EEG zur Hirntoddiagnostik vorhanden ist. Das ist angesichts des Organ- und Geldmangels mehr als beunruhigend, wenn man das Robin-Hood-Gebahren des wahrscheinlich FDP wählenden arzt-mimenden Protagonisten im sonntäglichen Tatort sieht, bei dem es offensichtlich aufgrund der aus wirtschaftlichen Gründen lediglich acht pro Patient verfügbaren Gesprächsminuten auch schon mal Tote geben kann.
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