Sonntag, 28. September 2014

Gestern war ich bei meinen Eltern. Bei allem habe ich Außenstehende, Leute mitgedacht. Es war quälend, überall Beobachter zu visualisieren, während ich mit ihnen sprach, fast als ob ich wieder in der Schule bin und als ob der ganze Ort miterlebt, wie wir miteinander reden und es auf seine Normalität und Angemessenheit hin auslotet. Statt mich auf die Beiden zu konzentrieren fielen mir daraufhin nur die extrem langen Ladezeiten bei dem verdammten XP auf. Hab dann aber trotzdem alles ausgesprochen, worunter ich litt, auch wenn es für Dritte peinlich sein könnte es zu erleben, ich habe mich fast freigeschrien. Ergebnis: Sie reagierten plötzlich wie Eltern und nicht wie Lehrer, aber das Mumble wurde für mich fremd. Sogar Corax nervte mich plötzlich, den ich mir bislang problemlos schönsehen konnte, auch wenn er nur einen einzigen netten Kommentar machte und ansonsten stundenlang fluchte. Gestern war ich plötzlich gereizt. Vielleicht auch, weil er ausgerechnet heute, wo ich nicht weiß, wie hoch mein Eisenwert ist, von roter Bete schreibt. Ich habe bislang gedacht, Äpfel nicht essen zu können ist eine Einschränkung, aber jetzt plötzlich auf den Eisengehalt beim Essen und Trinken achte zu müssen, ist noch eine Nummer härter.



Was mich am meisten nervte, war, dass er es nicht dabei beließ einmal zu sagen, was er dachte und fühlte, sondern ein unbedingtes OK brauchte für das, was er da grad behauptete. Entnazifizierung nach dem zweiten Weltkrieg muss sich so angefühlt haben. Immer wieder benannte er die Namen der ihn störenden Akteure, um eine grundsätzliche Veränderung zu erzwingen. Vielleicht fiel es mir auch nur deshalb auf, weil mir die Müller vorgeworfen hatte, dass ich drastische Lösungen suchen würde. Wo verdammt beginnte Normalität als die Streubreite des gerade eben noch Erträglichen? Ich kann Corax nicht hören ohne an die Spina bifida zu denken, bin also von vornherein auf 180. Wahrscheinlich ist erst mal ein gemeinsamer Kaffee oder wenigstens eine Videokonferenz fällig, um zu begreifen was da grad mit mir passiert, während ich ihn höre. Hab mir bislang verkniffen ihn zu fragen, was seine Mutter während der Schwangerschaft an Psychopharmaka schlucken musste und ob er sich eine Sammelklage gegen das Pharmaunternehmen vorstellen mag, um sein Hartz IV aufzustocken.

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