Sonntag, 28. September 2014
Hab gestern die Oeserin und Thomsen angerufen. Thomsen würde ich am liebsten eine Schachtel Merci vorbeibringen. Gekauft ist sie schon. Hab überlegt, ob in München 1995 noch spürbar war, dass ich von 1983 bis 1988 jeden Einzelnen, der auch nur den winzigsten Pups zum ARDS abgelassen hatte, belagert hatte, oder ob Albrecht tatsächlich so selbstgefällig war, dass er andere als seine eigenen Gedankengebäude ablehnte. Hab Thomsen nichts vom Briefwechsel mit Lachmanns Tochter erzählt. Wozu auch, wo der selbst zu jedem Kongress hinzufahren scheint. Dem scheint nicht mal aufgefallen zu sein, wie sehr er vergöttert wurde, chaotisch wie er war. Warum erzählt der mir als Allererstes, dass es seinem Bruder schlecht geht? Hat der vergessen, dass ich nicht mehr Arzt bin? Ist es störend innezuhalten und sich zu erinnern? Mir fehlen die Worte, die ihn erreichen könnten. Verdammt, es scheint keine gute Idee zu sein, Thomsen zu besuchen. Wahrscheinlich ist es tatsächlich nur so, dass ich sein Gesicht sehen mag, während ich erzähle. Es ist alles so weit weg.
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