Samstag, 26. Oktober 2013

Dumm gelaufen: Wenige Stunden nach dem Tweet hat UW Groke mich blockiert. Eigentlich war das vorherzusehen. Es war nur die Sehnsucht, den Kontext Alvar-SWR zu ahnen. Alvar ist im SWR-Sendegebiet und hört da auch rein. Mittlerweile verlinkt er ihn sogar, wobei ihn das Merkelphone mehr als die Grokewebcam beschäftigt. Hab gestern das TV-Duell zwischen Pocher und Becker gesehen und überlegt, wie viel Intimität Öffentlichkeit ermöglicht. Beckers Mimik mitzuerleben war eindrucksvoll, nachdem ich seine Stimme bei Thorsten gehört hatte. Darüber habe ich fast vergessen, dass ich seit Wochen um ein Interview mit Alessandra Pocher kämpfe. Aber tue ich das wirklich? Eigentlich habe ich bislang nur zweimal im Management angerufen, ohne konkrete Fragen zu mailen. Anja beschreibt Drescher liebevoll detailliert, allerdings nur das, was offensichtlich zu sehen ist, und nicht das, was er sagt, grad so, als ob sie kein Diktiergerät dabei hatte. Aber eben auch so, wie ich es nie könnte, da mir die Aufzeichnung fehlte, um angesichts der mich verfolgenden Diagnose ohne Videoaufzeichnung nachzuweisen, dass sich das, was ich erlebt hatte, tatsächlich ereignet hatte. Wo beginnt Selbstinszenierung? Wie weit kann man sich aus einer Storie zurückziehen, damit sie noch authentisch ist? Meine Geschichten leben von den in ihnen tatsächlich stattgefundenen Gedankensprüngen, die Anja oft nicht als gegeben akzeptiert, sondern durch das Verschieben von Textfragmenten aufbricht, damit sie ihrer Logik folgen. Eine Verkehrskabuff-Webcam wäre schon gut, eine mit Erfassung der Stimmfärbung, des Klangs der Tastatur und der Rhythmik, in der die Buchstaben auf dem Monitor erscheinen. Wo beginnt tatsächliche Synchronizität? Wie lässt sich ein Prozess tatsächlich erfassen und reflektieren? Narkoseprotokolle sind vergleichsweise simpel, ihre Sprache ist verknappt und standardisiert, so dass der Nachfolgende graphologisch Schriftgröße und Schriftform analysiert, um Interaktionen zu ahnen, die so sonst nicht dokumentiert sind, in einer Zeit, in der Minimalinvasivität und lückenlose Videodokumentation Alltag sind. Meine eigenen Narkoseprotokolle, das vom Kaiserschnitt mit Thomsens raumgreifender Schrift zum Beispiel, habe ich nicht gesehen, so dass ich auch keine Ahnung habe, wie der Wortwechsel gewesen sein könnte, als Held begriff, dass er nicht ohne meine vorherige Einwilligung den Douglasraum explorieren kann. Selbstbestimmtheit ... Ich war inzwischen endlich im Studentenkurs. Ergebnis: eine Panorama-Röntgenaufnahme bei der nächsten Sitzung und die Gewissheit, dass meine Aspirationsangst inzwischen allgegenwärtig ist, kaum dass ich auf dem Zahnarztstuhl sitze und mein Gegenüber energisch tastet. Ich fühle mich schnell ausgeliefert. Immerhin kann ich inzwischen Verkehrsmeldungen hören, ohne Angst zu entwickeln. Trotzdem wäre eine Webcam schön. Gedankengebäude erahnen zu können, während sie entstehen, kostet Geduld, Geduld meint, das Ansetzen einer Zeitlupe, die Vorgänge umso mehr verlangsamt, je mehr Akteure gleichzeitig wirken. Die These, dass ich ein ganzes Universum erfasse, je länger die Veränderungen eines Fixpunktes beobachte, ist kaum umsetzbar, jedenfalls nicht ohne das Stalkingerleben des Beobachteten. Wie beobachtest du noninvasiv? Wann projezierst du beobachtend eigene Sichtweisen auf deinen Gegenüber und verbiegst ihn dadurch? Die Zeit, in der ich Stimmfärbungen im Blaster reflektiert habe, ist lange her. Die sich daraufhin verändernden Verkehrsmeldungen waren zu nachhaltig, um das Beschreiben zu wiederholen, zumal ich keine Ahnung habe, an welcher Stelle die Veränderung einsetzte, in meiner Wahrnehmung oder in der tatsächlichen Abfolge der Meldungen. Noninvasiv zu beschreiben ist wahrscheinlich unmöglich. Die Disziplin, mich auf Offensichtliches zu beschränken, habe ich selten. Immer wieder gleite ich ins autistische Schaukeln ab, mit dem ich die Schwerkraft zu mildern versuche, indem ich von Gedanke zu Gedanke springe, vertraulich wie Kai Diekmann beim Twittern. Wie mag es sich anfühlen, den eine dumme Punze zu nennen? Wann ist ein Gedankensprung tatsächlich ein Sprung? Wie weit müssen die Zwischenstufen zurückzuverfolgen sein? Wann verliert der Sprung seine Lebendigkeit, seine Authentizität?

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