Montag, 11. März 2013
Französisch hatte ich zu lernen begonnen, nachdem ich Sabah kennengelernt hatte. Sabah war Algerier und Asylbewerber. Ich bin mit ihm in Amelie gewesen. Er sah aus wie der Artischockenverkäufer in dem Film bei 0:11. Er saß mir beim Kaffeetrinken in einem Bistro gegenüber. Kurz danach tauchte er vor meiner Tür auf, obwohl er kein Wort Deutsch sprach, hatte er sich durchgefragt. An dem Tag hat Martin mich verlassen und meine beste Freundin genommen. Sabah sagte immer nur "ca va". Ein schrecklicher Mensch. Im Französisch-Kurs habe ich dann begriffen, was er gefragt hat: ca va = wie geht es dir. Mir war das neu. Ich dachte, er sagt seinen Namen. Aber der ist Sabah. Entsprechend bescheuert habe ich ihn angeschaut, das muss ihn fasziniert haben. Sabah war bildschön, sonst hätte Martin nicht sofort das Feld geräumt, er ist sonst ein Kämpfer. Aber was machst du mit einem Menschen, den du überhaupt nicht verstehst? Martin schlief dann reihum mit sämtlichen Freundinnen. Es war furchtbar einsam. Ich hab es nicht verstanden. Er war verletzt. Ich hätte nicht mit Sabah ins Kino gehen dürfen. Ich wurde allmählich aggressiver und legte Sabah ein weißes Blatt hin, auf das ich "ICH WILL: 1., 2., 3., ... 10", geschrieben hatte. Es blieb leer. Aber er meldete sich immer wieder, noch Jahre danach, sogar, als er heiratete. Wen würdest du an deinem Hochzeitstag anrufen? Ich bekam jedesmal Panik, sobald ich seine Stimme hörte. Aber das schien er nicht zu spüren.
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