Samstag, 2. März 2013


Radio sei kein realer Kontakt, sagt Willi. Was dann? Interviewen? Abtippen? Gedruckt Werden? Gelesen Werden? Die Gänsehaut beim Zuhören? Das Zusammenschrecken beim Sehen und Gesehenwerden? Oder das Aufwachen aus der Trance beim Sichselberlesen? War es ein realer Kontakt, Hendriks Blick in die Kamera am Fernseher zu erleben und danach in seinem Team zu arbeiten? Ist es realer, Willi in der Mediathek zu sehen, mit ihm zu telefonieren, mit ihm zu chatten und ein Treffen zu planen? Manchmal denke ich, real ist allein das, was ich in der Straßenbahn höre. Bald kann ich Adressen vermisster Spender nicht mehr ohne weiteres in den Einwohnermeldeämtern erfragen. Ist der Kontakt dann realer? Wo beginnt wirkliche Nähe? Beim Zuhören? Beim Deuten von Stimmfärbung? Beim Nachfragen? War der Kontakt zu dem Baby real, das ich nach wenigen Minuten nicht mehr weiter reanimieren durfte, weil der Oberarzt Hirnschäden witterte? Bedeutet real selbstbestimmt? Ich kann mich nur an wenige Berührungen so deutlich erinnern wie an diese Herzdruckmassage ohne EKG-Kontrolle. Zwei Daumen genügten, um Blut durch den winzigen Leib zu pumpen.

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