Montag, 26. Januar 2015

Hab die Zusage für einen Bildungsgutschein, aber noch keine Ahnung, wie ich die Lebensunterhaltslücke finanziere, wenn ich tatsächlich 20 Wochenstunden lang die Ausbildung mache, ohne weitere 20 Wochenstunden in der Redaktion arbeiten zu können. Beides zusammen schaffe ich wahrscheinlich nicht, da ich nach spätestens vier Stunden zu dösen anfange und meine Fehlerquote schlagartig steigt. In der Buchhaltung merke ich das sofort. Ich verwechsle dann Ziffernfolgen und ganze Namen, wenn ich nicht nach jeder einzelnen Rechnung zum Drucker im Nachbarzimmer gehe, sobald nicht sämtliche Unterlagen beisammen sind. Andererseits verknüpfe ich jetzt Rechnung, Vertrag und Mahnung innerhalb eines Ordners statt im Notizbuch, um mich noch genauer und schneller innerhalb des Teams abzustimmen und so Anwaltskosten dämpfen zu helfen. Immerhin ist es nicht mehr so schlimm wie vor zwei Wochen, als meine Augen derart brannten, dass ich Ewigkeiten brauchte, um Ziffernfolgen überhaupt lesen und dann irgendwann schreiben zu können. Das verlangsamte alles unerträglich. Ich hatte das Gefühl, als ob die Zeit rast. Dabei waren es meine Gedanken, die rasten, um den Kontext zu erschließen und mir zu merken, ohne ihn tatsächlich sehen zu können. Nach kurzer Zeit konnte ich mich dann nicht mehr konzentrieren. Alles verschlang Zeit, das Aufzoomen, Rekapitulieren und Entspannen. Ich brauchte statt der sonst lediglich vier Stunden das Dreifache an Zeit. Die Panik trug auch nicht grad dazu bei, effektiver zu werden. Passiert mir so ein Filz während eines Interviews, habe ich inzwischen immer einen Audiomitschnitt mitlaufen, um postum beliebig oft vor- und zurückspulen zu können, um ansatzweise zu ahnen, was mein Gegenüber gemeint haben könnte. Ein unmittelbares Feedback zu meinen Gedankensprüngen bekomme ich selten, eigentlich nur von X. und Anja, die sind mir am nahesten. Die nehme ich am intensivsten wahr, eben durch ihr Feedback. Die psychologische Leistungsdiagnostik 2011 ergab, dass ich recht schnell umschalte. Aber das war auch nur ein kurzstreckiger Test über wenige Minuten. Es wäre schon schön, den Mindestlohn zu verdienen und vielleicht auch mal in den Urlaub zu fahren, statt immer nur auf Abruf zur Verfügung zu stehen ohne mit einem relativ festen Satz wie in der Knochenmarkspende rechnen zu können. Aber das setzt voraus, dass ich tatsächlich funktioniere. Träumen zu können, tut gut. In der Zeit, in der ich träume, schreiben zu können, woran ich denke, macht mich glücklich. Aber davon zu leben, was mich glücklich macht, ist wahrscheinlich eine Utopie. Letztlich läuft es immer wieder auf dasselbe hinaus: Je weniger ich mir vornehme, desto mehr schaffe ich. In Köln ist grad ein Job ausgeschrieben, der mir Lust auf die Online-Redakteur-Ausbildung macht, ohne absehen zu können, welche Bausteine dafür sinnvoll sind. Wahrscheinlich wäre es besser, Max zu nerven, um rauszufinden, was geht. Immerhin macht er unsere Online-Redaktion. Das Gleiche müsste ich auch mit der Grafik machen, statt vor dem Mac zu kneifen, nur weil mir Jobs Denke zuwider ist. Ich mag seine Art zu ordnen nicht. Da etwas zu suchen, wo ich sowieso immer so vieles gleichzeitig beginne, ist quälend. Bei Welt der Wunder mündete das Chaos auf meinem Desktop unmittelbar in Gedankenleere. Ich begreife nicht, dass so viele Grafiker auf den Mac abfahren. Wenn schon Wühlkiste, dann blastermäßig zum Durchzappen und nicht alles auf einen Blick. Inklusion ist das jedenfalls nicht, was der Jobs sich da ausgedacht hat. Dieses Don´t open too much maps, das er mit seinem Vorgehen diktiert, schnürt mir direkt die Kehle zu. Mit einem Mac vor mir fühle ich mich eingesperrt. BSE kann nicht schlimmer sein. Abgesehen davon ist die Struktur natürlich auch gewachsen. Wer seit Jahren nur Mac kennt, ist damit wahrscheinlich auch glücklich. Mancher ist ja auch glücklich, wenn er in den Sternenhimmel schaut. Etwas, was mich meschugge machen würde. Jeder Stern eine Einladung.

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