Mittwoch, 21. Mai 2014

Merlot ... Es war ein Geruch, den ich auch heute noch nicht anders beschreiben kann als die Mischung von Sperma verschiedener Männer, zumindest von Sperma auf der Grundlage verschiedener Speisepläne, von Mais bis Spargel war alles drin. Und rausgeschwitzter Merlot mit dieser unverwechselbaren Maggienote. Bei alldem wirkte sie recht zufrieden. Spätsommerlich eben. Es war einer der wenigen Tage ohne Walkman, daher hörte ich statt Radio die Kommentare. Mir gruselt jetzt schon vor der Zeit, in der niemand mehr daheim sein wird, wenn ich mit Handy in der Bahn sitze. Bahn Fahren und Telefonieren ist inzwischen eins. Kann sein, es ist dominant. Aber so laut spreche ich nun auch nicht. "Gegenüber brennt noch Licht", lag in der SAX-Redaktion am Vortag auf dem Fensterbrett, sodass ich kostenfrei lesen konnte. Jens hatte es mitgebracht - meine erste Idee: Er muss Uschi kennenlernen. Das blastete ich. Uschi kannte ich aus dem Radio, konkret durch auddite. Was Iris am meisten veränderte? Silikon ist geruchsneutral und 140 Zentimeter war plötzlich herrlich viel Platz. Nie wieder darauf warten zu müssen, dass mich etwas erregt, sondern mich um den zu kümmern, den ich am meisten liebe: mich. OK, es mag traurig klingen, aber das Jahr davor war wirr genug. Das ganze Jahr 2007 war angefüllt mit torschlusspanikartigen Kontaktversuchen, zu denen rein zufällig im Hintergrund ständig das Radio lief. Was war da naheliegender, als selbst Radio machen zu wollen und wenigstens das eine oder andere Interview auch als Audiodatei aufzuzeichnen? Für die Interviews der letzten fünf Jahre habe ich mir dann leider keine Audio-Freigabe geben lassen. Aber wer mag die auch jetzt noch hören? Vielleicht in zehn, zwanzig Jahren meine Enkel. Solange warte ich. Löschen ist mir immer so schade. Was war das für ein trauriger Moment, als ich X. Hagens Stimme auf meinem Anrufbeantworter löschen musste, weil er voll war. Die packt ja jeden Moment extrem voll. Klar, dass ich die Sequenz vorher überspielt habe. Nur das Zurückspulen am Telefon selbst ging nicht mehr. Inzwischen verstaubt es im Regal, der Telekom und ihrer Überspannung hat es nicht standgehalten. Von der Massenstörung hatte ich ja bereits berichtet.

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